Autor Thema: Bezeichnungen...  (Gelesen 20199 mal)

Offline Kerha

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Bezeichnungen...
« am: 16. Dezember 2012, 10:29:39 »
http://www.zeit.de/2012/51/Martenstein


"Martenstein "Was ist denn schlimm an dem Wort 'Arzthelferin'?"

Über korrekte Bezeichnungen: "Was ist denn so schlimm an dem Wort 'Arzthelferin'?"
Alle Kolumnen von Harald Martenstein aus dem ZEITmagazin zum Nachlesen
© Nicole Sturz

Alle Kolumnen von Harald Martenstein aus dem ZEITmagazin zum Nachlesen

Vor ein paar Wochen habe ich geschrieben, dass man zu den früheren Sprechstundenhilfen inzwischen »Arzthelferin« sagt, damit sie sich nicht diskriminiert oder herabgesetzt fühlen. Dies war ein Irrtum. Ärzte haben mich darüber aufgeklärt, dass man das Wort »Arzthelferin« mittlerweile ebenfalls als unangemessen empfindet. Jetzt heißt es »medizinische Fachangestellte«. Das neue Wort ist natürlich ziemlich lang. Als Arzt hätte ich, besonders in kritischen Situationen, Angst, dass mir der Patient stirbt, bis ich das Wort »medizinische Fachangestellte« ausgesprochen habe.

Ich habe mich gefragt, was an »Arzthelferin« schlimm war. Jemandem zu helfen ist doch nichts Ehrenrühriges. Nun, das Wort ist nicht gut, weil es ja auch sehr viele Ärztinnen gibt und ein paar männliche Arzthelfer. Korrekt müsste der Beruf also heißen: »Ärztinnen- und Arzthelferinnen und Ärztinnen- und Arzthelfer«. Da ist die »medizinische Fachangestellte« vermutlich wirklich die Lösung, bei der in kritischen Situationen etwas mehr Patientinnen und Patienten überleben.

In der politisch korrekten Sprachverschiebung ist inzwischen die zweite Ebene erreicht, ähnlich wie bei der zweiten germanischen Lautverschiebung um 500 nach Christus. Alles wird immer mehr verfeinert und verschnörkelt, wie in der Kultur des Rokoko. Kürzlich traf ich mich mit einer Therapeutin. Sie sagte, das Wort »Behinderte« sei in ihren Kreisen inzwischen verboten, obwohl es ursprünglich ein politisch korrektes Wort gewesen ist. Jetzt heißt es: »Mensch mit Behinderung«, weil man ansonsten den Menschen, wenn man ihn einen Behinderten nennt, auf seine Behinderung reduziert. Jede Person hat ja zweifellos auch noch andere Eigenschaften als ihre Behinderung. Es gibt aber auch schon viele, die das Wort »Behinderung« als diskriminierend empfinden, weil viele Behinderte zweifellos fast alle Sachen machen können, die andere Leute auch machen, nur, es fällt ihnen schwerer. Deswegen müsse man statt »Behinderung« besser »Beeinträchtigung« sagen, Mensch mit Beeinträchtigung.

Ich kapiere das nicht. Zum Beispiel sagt man auch: Jude. Das ist okay, meines Wissens. Oder Hobbygärtner. Obwohl jeder Jude bestimmt noch andere Eigenschaften hat, vielleicht ist er Chemiker, Münchner, womöglich Hobbygärtner. Da müsste man also, nach der gleichen Logik, um ihn nicht zu reduzieren, sagen: Mensch mit jüdischer Religion. Besser gesagt, Mensch mit jüdischer Religion, der in seiner Freizeit gärtnert und sich bei einem Gartenunfall einen Finger abgeschnitten hat, was ihn dann zu einem Menschen mit jüdischer Religion und Beeinträchtigung und einem Faible für Gartenbau macht.

Ein Wort, das ich auch nicht kapiere, ist »bildungsfern«. Ein ungebildeter Mensch ist bildungsfern. Damit wird ausgedrückt, dass dieser Mensch für seinen Bildungsmangel nichts kann. Leider stimmt dies nicht immer. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die aus einer begreiflichen Notlage heraus Banken überfallen. Deshalb sollte man nicht »Bankräuberinnen und Bankräuber« sagen, sondern »legalitätsfern«, oder »Menschen mit Legalitätsferne«, sonst reduziert man diese Menschen auf ihren Banküberfall. Und bildungsferne Eltern, die ihre Kinder verprügeln, heißen sicher demnächst pädagogikfern.

Mir fällt in dieser Jahreszeit immer auf, dass eine der wenigen Berufsbezeichnungen, die bis jetzt alle Umbenennungen überstanden haben, das Wort »Weihnachtsmann« ist. Wenn ich das erste Mal »Weihnachtliche Honorarkraft« lese, wandere ich aus.

Diesen Artikel finden Sie als Audiodatei im Premiumbereich unter www.zeit.de/audio"
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Offline Nakema

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #1 am: 16. Dezember 2012, 10:42:39 »
Klasse!  :dadr:

Ich habe vor - äh - über 20 Jahren "Bürokauffrau" gelernt. Kurz darauf gab es den Berufsnamen nicht mehr. Danach gab es nur noch "Bürokaufleute der Kommunikation" (das waren früher die Bürogehilfinnen oder umgangssprachlich auch "Tippsen") und "Bürokaufleute der Organisation" (die früheren Bürokaufleute). Aber wie in der schönen Kolumne von Harald Martenstein beschrieben, konnte auch das nicht lange gut gehen! Meine persönliche Sklavin - äh natürlich meine ich ich meine Auszubildende! - lernt heutzutage wieder "Bürokauffrau" - wie schön!

Der Hausmeister heißt nicht mehr Hausmeister (dabei finde ich auch den Begriff überhaupt nicht degradierend!) sondern ist der: Facility Manager

Das Mädchen für alles im Büro ist nicht mehr die Bürofee - nein - sie ist der: Office Manager

Fällt Euch noch mehr ein?
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stefken1005

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #2 am: 16. Dezember 2012, 13:42:38 »
Maurer= Steinversetzungstechniker im Hochbau
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ullegen

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #3 am: 16. Dezember 2012, 14:44:54 »
alle pflegekräfte- darmendausganghygienetechniker+ fachrichtung ;)

Offline Paul99

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #4 am: 16. Dezember 2012, 17:21:15 »
Früher gab es Dreher und Fräser, heute sind das " Zerspanungsmechaniker" der Fachrichtung drehen, bzw fräsen.
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Offline Paul99

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #5 am: 16. Dezember 2012, 17:51:38 »
Was ist ein Schimpfwort?
Mit Schimpfwort wird ein Wort bezeichnet, das eine beleidigende Bedeutung hat. Je nach Kontext spricht man auch von Kraftwort oder Vulgärausdruck. Schimpfwörter werden beim Schimpfen und auch oft beim Fluchen verwendet.Insbesondere wird bei der Verwendung auf die Beleidigung einer Person abgezielt (soziologisch: es ist eine negative soziale Sanktion). Alles, was diese Person wert halten könnte, kann mit dem Schimpfwort besudelt werden.

Schimpfworte werden abgeleitet aus Begriffen, die

sexuell obszön sind, sexuelle Handlungen beschreiben oder den umgangssprachlichen Bezeichnungen der Genitalien entnommen sind (Fotze, Sack, Seggel, Wichser etc.)
das andere Geschlecht herabsetzen (Hure, Schlampe, Tussi, Macho, Blödmann, Schwanzlutscher etc.)
aus dem Fäkalbereich entstammen, skatologisch sind (Scheiße, Arsch, Scheißdreck, Mist etc.)
dem Anderen das Menschsein absprechen und (auch erfundene) Tiernamen vergeben (Hund, Schwein, Esel, Schweinehund, Drecksau, Zicke, Zecke, Bambusratte etc.)
religiöse Begriffe blasphemisch um- oder abwerten (Kruzifix, Sakrament, (gott)verdammt etc.)
rassistisch sind (Nigger, Japse, Kanake, Judensau etc.),
chauvinistisch andere, fremde Nationen (Ethnophaulismus) herabsetzen (Polack, Kraut- oder Kartoffelfresser, Spaghettifresser etc.)
der Gegenseite körperliche oder geistige Mängel zuschreiben (Irrer, Krüppel, Mongo, Spasti etc.)
körperliche Merkmale bezeichnen (Fettsack, Pickelgesicht etc.)
anderen Sprachen aus den oben genannten Bereichen entnommen sind (blubb, shit, damn etc.)
Wortneuschöpfungen sind, die meistens aus der Verbindung von Substantiven oder Adjektiven entstehen (Scheiß- mit beliebigem Zusatzwort, Warmduscher, Jodelschnepfe (siehe Loriot) etc.)
Sehr schöpferisch bei der Erfindung von Schimpfwörtern sind (neben den Dichtern) Kinder und Jugendliche. Bei manchen Jugendlichen, besonders in der sozialen Unterschicht, haben sich Schimpfwörter fest im alltäglichen Sprachgebrauch eingebürgert. Die Redewendung »er kann mich im Arsche lecken« aus Johann Wolfgang von Goethes Götz von Berlichingen ist als »Götzzitat« oder Schwäbischer Gruß bekannt.

In anderen Sprachen überwiegen Schimpfwörter sexueller Natur (z. B. engl. blubb, ital. cazzo, span. chingado oder coño, poln. kurwa oder chuj). Sehr viele schwedische Schimpfwörter beziehen sich auf Hölle (z. B. helvete) und Teufel (fan), auf Gesäß (arsle) und Fäkalien (skit) – niederländische oft auf Gott (godverdomme).

Es entwickeln sich auch immer wieder Bezeichnungen zu Schimpfwörtern oder werden schließlich als solche empfunden, obwohl sie ursprünglich gar keine waren (Pejoration), so z. B. Zigeuner oder Dirne.

Die Anwendung des Internets in weiten Kreisen der Bevölkerung führt auch zu einer Verbreitung einschlägiger englischsprachiger Schimpfwörter (coon). Auch im Bereich von Schimpfwörtern sind durchaus Modetrends erkennbar. Die Anwendung von Schimpfwörtern unterscheidet sich stark nach Alter, Gesellschaftsschicht und Geschlecht.

Systematische Anwendung von Schimpfwörtern ist eine Form der Diffamierung.

Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Offline Unisono

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #6 am: 17. Dezember 2012, 07:56:19 »
Aus der Krankenschwester/Dem Krankenpfleger ist

Gesundheits- und Krankenpfleger/in geworden.

Ich darf den Titel Krankenschwester bis an mein Lebensende weiter nutzen, da hab ich sogar eine Urkunde drüber.

Und wenn ich anfangen sollte Gesunde zu pflegen dürft ihr mich gerne in die Psychiatrie einweisen :excited1:
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Letteke

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #7 am: 17. Dezember 2012, 14:14:52 »
Ist ja gemein.Euere Job`s haben also alle moderne Namen bekommen?
Ich hab erst Erzieherin und dann Pferdewirtin gelernt.Und beides hat noch dieselbe Bezeichnung.
Muß ich mich nun Diskreminiert fühlen? :gruebel1:
 :scared4:

Offline Kerha

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #8 am: 17. Dezember 2012, 14:20:51 »
Ist ja gemein.Euere Job`s haben also alle moderne Namen bekommen?
Ich hab erst Erzieherin und dann Pferdewirtin gelernt.Und beides hat noch dieselbe Bezeichnung.
Muß ich mich nun Diskreminiert fühlen? :gruebel1:
 :scared4:


*gg* Du hast schon die neuen Berufsbezeichnungen! Erzieherin war früher Kindergärtnerin... Und Pferdewirt hieß früher Pferdepfleger...
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Letteke

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #9 am: 17. Dezember 2012, 16:02:55 »
Meinste?Weil Pferdepfleger gibt es ja immer noch,oder? :gruebel1:
Aber stimmt,früher hießen die Erzieherinnen ja Kindergärtnerin. O0

Offline Daufena

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #10 am: 18. Dezember 2012, 12:48:57 »
Hab auch erst Erzieherin gelernt.Ich hätte da noch eine Idee : Kinderverwahranstaltswärterin :music1:

Offline Nakema

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #11 am: 19. Juni 2020, 12:22:35 »
Heuzutage heiß mein alter Ausbildungsberuf: Kaufmann/frau für Büromanagement.

Ich verstehe, daß "Tippse" oder "Bürotussi" nicht angebracht sind - ehrlich! Aber so langsam finde ich das alles sehr anstrengend. Auch alles zu "gendern" finde ich arg übetrieben. Ich habe mich jedenfalls nie diskreminiert gefühlt, wenn ich früher mit "Schüler" angeredet wurde. Ich hätte niemals auf "Schüler und Schülerinnen" bestanden. Lassen wir doch einfach mal die Kirche im Dorf!

Wie seht Ihr das?
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Offline Kirel

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #12 am: 19. Juni 2020, 13:06:31 »
Dieser Thread stammt offensichtlich noch aus Vorkriegszeiten, als Männer noch Männer waren und nicht "Männer/innen".

Offline Kerha

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #13 am: 20. Juni 2020, 22:10:55 »
Wir sind doch wohl selbstbewußt genug, daß wir darauf verzichten können ;-)
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Offline tuc

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Re: Bezeichnungen...
« Antwort #14 am: 20. Juni 2020, 22:19:23 »
Stimme dir voll zu , Nakema . Mich nervt das schon ziemlich .
Das ganze gendern wird auch nix daran ändern , dass Frauen viel weniger Gehalt bekommen als Männer .