Was ist ein Schimpfwort?
Mit Schimpfwort wird ein Wort bezeichnet, das eine beleidigende Bedeutung hat. Je nach Kontext spricht man auch von Kraftwort oder Vulgärausdruck. Schimpfwörter werden beim Schimpfen und auch oft beim Fluchen verwendet.Insbesondere wird bei der Verwendung auf die Beleidigung einer Person abgezielt (soziologisch: es ist eine negative soziale Sanktion). Alles, was diese Person wert halten könnte, kann mit dem Schimpfwort besudelt werden.
Schimpfworte werden abgeleitet aus Begriffen, die
sexuell obszön sind, sexuelle Handlungen beschreiben oder den umgangssprachlichen Bezeichnungen der Genitalien entnommen sind (Fotze, Sack, Seggel, Wichser etc.)
das andere Geschlecht herabsetzen (Hure, Schlampe, Tussi, Macho, Blödmann, Schwanzlutscher etc.)
aus dem Fäkalbereich entstammen, skatologisch sind (Scheiße, Arsch, Scheißdreck, Mist etc.)
dem Anderen das Menschsein absprechen und (auch erfundene) Tiernamen vergeben (Hund, Schwein, Esel, Schweinehund, Drecksau, Zicke, Zecke, Bambusratte etc.)
religiöse Begriffe blasphemisch um- oder abwerten (Kruzifix, Sakrament, (gott)verdammt etc.)
rassistisch sind (Nigger, Japse, Kanake, Judensau etc.),
chauvinistisch andere, fremde Nationen (Ethnophaulismus) herabsetzen (Polack, Kraut- oder Kartoffelfresser, Spaghettifresser etc.)
der Gegenseite körperliche oder geistige Mängel zuschreiben (Irrer, Krüppel, Mongo, Spasti etc.)
körperliche Merkmale bezeichnen (Fettsack, Pickelgesicht etc.)
anderen Sprachen aus den oben genannten Bereichen entnommen sind (blubb, shit, damn etc.)
Wortneuschöpfungen sind, die meistens aus der Verbindung von Substantiven oder Adjektiven entstehen (Scheiß- mit beliebigem Zusatzwort, Warmduscher, Jodelschnepfe (siehe Loriot) etc.)
Sehr schöpferisch bei der Erfindung von Schimpfwörtern sind (neben den Dichtern) Kinder und Jugendliche. Bei manchen Jugendlichen, besonders in der sozialen Unterschicht, haben sich Schimpfwörter fest im alltäglichen Sprachgebrauch eingebürgert. Die Redewendung »er kann mich im Arsche lecken« aus Johann Wolfgang von Goethes Götz von Berlichingen ist als »Götzzitat« oder Schwäbischer Gruß bekannt.
In anderen Sprachen überwiegen Schimpfwörter sexueller Natur (z. B. engl. blubb, ital. cazzo, span. chingado oder coño, poln. kurwa oder chuj). Sehr viele schwedische Schimpfwörter beziehen sich auf Hölle (z. B. helvete) und Teufel (fan), auf Gesäß (arsle) und Fäkalien (skit) – niederländische oft auf Gott (godverdomme).
Es entwickeln sich auch immer wieder Bezeichnungen zu Schimpfwörtern oder werden schließlich als solche empfunden, obwohl sie ursprünglich gar keine waren (Pejoration), so z. B. Zigeuner oder Dirne.
Die Anwendung des Internets in weiten Kreisen der Bevölkerung führt auch zu einer Verbreitung einschlägiger englischsprachiger Schimpfwörter (coon). Auch im Bereich von Schimpfwörtern sind durchaus Modetrends erkennbar. Die Anwendung von Schimpfwörtern unterscheidet sich stark nach Alter, Gesellschaftsschicht und Geschlecht.
Systematische Anwendung von Schimpfwörtern ist eine Form der Diffamierung.
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