Autor Thema: Atypische Weidemyopathie  (Gelesen 20745 mal)

Nelli

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Atypische Weidemyopathie
« am: 10. November 2009, 09:13:50 »
Gestern hat mich meine Freundin angerufen und war ganz traurig.

Sie bekam einen Anruf von ihrem alten Stall, dass dort 4 Weidepferde an atypischer Weidemyopathie innerhalb kürzester Zeit verstorben sind.
2 der jungen Pferde wurden reingeholt, wovon eins aber noch über Nacht verstorben ist. Die haben in der Box getobt was das Zeug hält, da sie es einfach nicht kannten...

Nun ist nur noch einer von den Jungtieren übrig geblieben und ich drücke ganz fest die Daumen, dass der Kleene das schafft  :-\


Offline Cis

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #1 am: 10. November 2009, 10:08:19 »
in welcher region war das?
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chantal p

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #2 am: 10. November 2009, 10:14:53 »
wie verschreklich!
« Letzte Änderung: 10. November 2009, 10:38:15 von chantal p »

Offline BabyBoundin

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #3 am: 10. November 2009, 10:20:43 »
Es gibt 2 Varianten dieser Krankheit

Die eine verursacht eine Art Verschlag

(Atypische Weidemyoglobinurie
Typisch ist plötzliche Muskelschwäche. Die Pferde laufen sehr steif; oft können sie nicht mehr stehen und liegen deshalb auf der Seite.

Ihr Urin ist rot- oder kaffeebraun, ebenso wie beim klassischen Kreuzverschlag (Schwarze Harnwinde, Myoglobinurie). Der Harn wird durch den roten Muskelfarbstoff Myoglobin verfärbt. Dieses Protein aus den Herz- und Skelettmuskelzellen transportiert den Sauerstoff innerhalb der Zellen.

Die Krankheit lässt Querverbindungen in den Muskelfasern zerfallen. Dadurch wird Myoglobin frei und über die Nieren ausgeschwemmt.

Atmen fällt oft schwer, weil Zwerchfell- und Rippenmuskulatur schmerzen. Die Atemfrequenz liegt deutlich über den normalen 8 bis 16 Zügen pro Minute. Der Herzschlag ist zum Teil stark beschleunigt, der Puls kann auf 100 Schläge pro Minute hochrasen (Tachykardie). Die Körpertemperatur kann erhöht sein oder auch bei normalen 37,3 bis 38 Grad liegen.

m Schlucken, weil Zungen- und Kaumuskulatur versagen“ sagt Professor Heidrun Gehlen von der Pferdeklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, die bereits Untersuchungen zur Ursache der atypischen Weidemyoglobinurie des Pferds durchführte.

Weil sich die Pferde vor Schmerzen verkrampfen und im Liegen mit den Beinen rudern, denken Besitzer manchmal zunächst an eine Kolik.

Klarheit schaffen Blutuntersuchungen: Sie zeigen vor allem einen enormen Anstieg des Muskelenzyms Creatinkinase (CK). Das entsteht, wenn Muskelzellen zerfallen. Blut- und Urinproben zeigen, dass das Myoglobin die Nieren geschädigt hat.) Quelle siehe Cavallo-Medizincompendium

Die andere Krankheit greift den Magen-Darmtrakt an.

Graskrankheit (Grass Sickness)
Bei der Graskrankheit werden Nervenzellen zerstört, die unter anderem das Verdauungssystem steuern. Das lähmt Darm, Magen, Speiseröhre und häufig auch den Schlund. Die Oberlider der Augen hängen herab (Ptosis), wodurch das Pferd schläfrig wirkt.

Anfangs können Kolik-Symptome auftreten: Das Pferd flehmt, scharrt oder wälzt sich. Meist kann es nicht äpfeln oder presst harte, gelb verschleimte Äpfel hervor. Die Bauchdecke ist gespannt. Der Darm gurgelt wenig oder gar nicht.

Beim Tasten findet der Tierarzt kleine, harte, schleimüberzogene Kotballen im Dickdarm. Die Mastdarm-Schleimhaut ist auffallend trocken.

Bei akuter Grass Sickness sind Pferde zunehmend benommen und teilnahmslos, lassen den Kopf hängen, schwanken manchmal, die Muskeln zittern. Die Tiere schwitzen stark und trocknen aus. Sie liegen auffallend viel. Die Schleimhäute sind schmutzig-verwaschen und gelb-rötlich verfärbt. Zähe, blutige Krusten können die Nüstern verkleben. Das Herz schlägt mehr als 60 Mal pro Minute (normaler Puls: 18 bis 40). Viele Pferde können kaum schlucken. Speichel und Futter können aus den Nüstern fließen, wenn sie versuchen zu fressen. Manchmal hängt die Zunge schlaff aus dem Maul.

„Beim chronischen Verlauf sind Abmagerung, untergestellte Hinterbeine und zunehmend aufgezogener Bauch typische Symptome“, sagt Professor Reto Straub von der Vetsuisse Fakultät der Schweizer Universität Bern. „Eine definitive Diagnose ist aber erst nach dem Tod des Pferds möglich.“ Dazu nimmt ein Pathologe Gewebeproben aus Nervenknoten und Darm und untersucht sie unterm Mikroskop, wobei er für die Grass Sickness typische Gewebeschäden findet.

Die Großtierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät an der Universität von Edinburgh/Großbritannien nutzt einen einfachen Test, der als Anhaltspunkt für die Diagnose am lebenden Tier gilt: Die Tierärzte träufeln dem Patienten Phenylephrin-Augentropfen (0,5 prozentige Verdünnnung) in ein Auge. Bei Grass-Sickness-Patienten heben sich innerhalb von 30 Minuten die Wimpern des Oberlids im Gegensatz zum unbehandelten Auge.

Viele Pferde sterben ein bis zwei Tage, nachdem die ersten Symptome auftraten. Andere liegen ohne vorherige Krankheitszeichen plötzlich tot auf der Weide. Quelle siehe Cavallo-Medizincompendium

Und nein die Besitzer können da gar nichts für.

Die Ursachen sind bei beiden Krankheiten Wetterlage und Gras (Bodenfrost und am Tage warm).

Man hat wohl ein erhöhtes Riesiko bei jungen Pferden (Fohlen).

Und meißt ist es schon zu spät, wenn man Sympthome sieht

Die Krankheiten sind wohl auch nur sehr Regional und Saisonnal bedingt.

Ich glaube Spätes Frühjahr und Früh Herbst sind diese Zeiten.

Hoffe daß es so manchem von euch hilft.

Momentan sind schon in paar Fälle hier in NRW bekannt
Der Unterschied zwischen Tätowierten und Nicht-Tätowierten ist der, dass es den Tätowierten nicht stört, wenn der andere NICHT tätowiert ist.

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #4 am: 10. November 2009, 10:25:09 »
Auweia da hab ich ja noch garnix von gehört  ??? ??? ???

hört sich ja echt ätzend an  :'( :'(
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Offline BabyBoundin

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Offline erfa-30

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #6 am: 10. November 2009, 10:51:19 »
Unsere stehen seit 5 Wochen nur noch auf dem Paddock, bei trockenem Wetter können sie den ganzen Tag auf den abgegrasten Wiesen laufen, an kalten trockenen Wintertagen (wenns gefroren hat) laufen sie auch auf den Weiden.
Nur wenn es nass ist bleiben sie auf dem Paddock, im Matsch  :(

Genügend Heu gibt es Morgens und Abends in der Box, ab und an auch mittags auf den Paddocks.

Wenn sie nun im Winter gar nicht mehr auf die Weiden dürfen, und es trotzdem nicht vorbeugt, kann der Pferdebesitzer ja wirklich rein gar nichts tun??!!    :'(

Irgendwas hab ich auch von Vitamin E /Selenmangel gelesen, was mit den Muskelkrämpfen bei dieser Krankheit auftreten soll...mein Pony hat extremen Vitamin E/Selenmangel, was ich mit Spezialfutter ausgleichen muss, allein schafft sein Körper es nicht. Ist er nun besonders gefärdet??

Hach, sowas zieht mich ja wieder total runter  :(
Der Ferd had fier beiner, an jede seite einer,
und hatt er mal keiner,
umfallt.
Der Ferd kratzete mit die Forderhüfe
und machtete Pippi.
Der Ferd sprunktete über den Huhn sein Haus. Da hat der Fert gelacht.
Da packtete der Huhn der Ferd bei die Öhren und galopptete dafon

Nelli

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #7 am: 10. November 2009, 11:27:55 »
@Cis:
Kreis Kleve

Die einzige Vorbeugung ist Pferde abends in die Boxen holen bzw. gut zufüttern mit Heu/Kraftfutter/Mineralien

Dies betrifft meist "nur" reine Wiesenpferde (z.B. Jährlinge, Robusthaltung), die kaum oder gar nicht zugefüttert werden.
Da diese Krankheit so gut wie unerforscht ist, geht man wahrscheinlich davon aus, dass bestimmte Pflanzen oder Kräuter über Nacht durch bestimmten Witterungsverhältnisse Toxine bilden. Also dann, wenn es z.B. ganz plötzlich sehr kalt wird oder feucht.
Häufig gesehen wurde die Myopathie bei Wiesen, die nahe am Wald liegen.


Offline BabyBoundin

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #8 am: 10. November 2009, 11:30:38 »
pfff in das Schema passen wir komplett rein...allerdings kommen unsere Abends aufs Paddock und erst morgens wieder raus...bekommen Stroh,Heu,Silag und Kraftfutter zugefüttert.
Leider kann man da nicht so viel machen
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Offline Cis

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #9 am: 10. November 2009, 14:45:11 »
 :o :o
ohweia,bisher hab ich es immer nur aus weiter entfernten regionen gelesen!
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Schuetthof6

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #10 am: 10. November 2009, 14:57:31 »
Ich habe davon vor kurzem in der Zeitung gelesen...da ging es um 6 Kaltblüter die an dieser Weidemyopathie verstorben sind...im Raum Paderborn war das...das wir aber auch schon Fälle in NRW hatten wußte ich  nicht...
Meine beiden sind Nachts im Paddock und sie bekommen reichlich Heu...und auf die Weide kommen die immer erst am späten Vormittag wenn die mogendliche Feuchte weg ist...
@Lettir...ob das vielleicht der Grund für den Tod des Pferde an der alten Molkerei war  :idiot2: Könnte doch hinkommen da die ja rund um die Uhr auf der Weide dort sind...
Hatte da vorher noch nie was von gehört...erst durch den Zeitungsartikel vor gut einer Woche...

Offline BabyBoundin

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #12 am: 10. November 2009, 19:45:34 »
Ich habe davon vor kurzem in der Zeitung gelesen...da ging es um 6 Kaltblüter die an dieser Weidemyopathie verstorben sind...im Raum Paderborn war das...das wir aber auch schon Fälle in NRW hatten wußte ich  nicht...
Meine beiden sind Nachts im Paddock und sie bekommen reichlich Heu...und auf die Weide kommen die immer erst am späten Vormittag wenn die mogendliche Feuchte weg ist...
@Lettir...ob das vielleicht der Grund für den Tod des Pferde an der alten Molkerei war  :idiot2: Könnte doch hinkommen da die ja rund um die Uhr auf der Weide dort sind...
Hatte da vorher noch nie was von gehört...erst durch den Zeitungsartikel vor gut einer Woche...


hm nee also das glaub ich jetzt nicht ,so wie das hier beschrieben steht geht es den Pferden ja richtig mies und so sah der nicht aus als wir kurz vorher da vorbei gefahren sind.

Aber sicher sein kann man da ja nicht .

Unsere kommen auch Nachts rein und bekommen Stroh und Silage .Das was an Gras da ist reicht noch für 1-2 wochen und dann ist die Wiese eh aufgemapft .
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Offline Kerha

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #13 am: 29. Oktober 2014, 15:46:32 »

http://www.hundkatzepferd.com/news/719344/Atopische-Weidemyopathie,-eine-umweltbedingte-Erkrankung.html


" Atopische Weidemyopathie, eine umweltbedingte Erkrankung
Tödliche Vergiftung
von Dr. Martine Antys Becker, Dr. Dominique Votion

Die atypische Weidemyopathie (AM) ist eine zumeist tödlich verlaufende Vergiftung, die durch die Aufnahme des Bergahornsamens hervorgerufen wird. Diese Vergiftung führt zu einer schweren lokalen Rhabdomyolyse (Auflösung der quer gestreiften Muskelfasern) hauptsächlich in Haltungs-, Atemwegs- und Herzmuskulatur.

Insbesondere im Frühjahr und im Herbst besteht eine Gefahr für Pferde, Ponys, Esel und Zebras, die auf der Weide gehalten werden [1]. Die atypische Myopathie wurde bereits 1984 als umweltbedingte Erkrankung anerkannt. 75% der betroffenen Pferde sterben innerhalb von 12 bis 72 Stunden. Derzeit gibt es keine Arznei, die AM heilen könnte. Die symptomatische Behandlung konnte jedoch aufgrund des Wissens um die Ätiopathogenese verbessert werden. Ein erster großer Ausbruch der Krankheit fand 1995 in Norddeutschland statt und kostete mehr als hundert Pferden das Leben [2]. Seit 2000 tritt die AM in Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Irland, Großbritannien, Lettland, Luxemburg, Spanien, Schweiz und den Niederlanden [1], aber auch in Österreich, Tschechien, Italien, Norwegen und Schweden auf. In Belgien, Deutschland und Frankreich ist derzeitig ein großes Aufkommen von AM in regelmäßigen Abständen zu beobachten [2].

Ursache

Vor Kurzem stellten Valberg und Kollegen [3] fest, dass die saisonale Weidemypopathie (SPM) in den Vereinigten Staaten, die stark der atypischen Myopathie (AM) in Europa ähnelt, durch ein Toxin verursacht wird. Bei diesem Toxin handelt es sich um die giftige Aminosäure Hypoglycin A, die in den Samen des Eschenahorns (Acer negundo) vorkommt. Einmal aufgenommen, wird Hypoglycin A zu einer toxischen Verbindung metabolisiert (MCPA für Methylene cyclopropyl acetic acid), die den Energiestoffwechsel behindert, indem die Muskelzellen das Lipid als Hauptsubstrat nicht mehr verwenden können. In Europa wird Hypoglycin A in den Samen des Acer pseudo­platanus (Berghorn) nachgewiesen. Laut Dr. René van den Hoven [4] von der Veterinärmedizinischen Universität Wien liegt die Hypothese eine geschätzte tolerierbare Dosis von Hypoglycin A für ein Pferd bei minimal 26 und maximal 373mg/kg Körpergewicht/Tag. Dazu reicht die Auf­nahme von 165 bis zu 8.000 Samen. Ein Baum kann bis zu 500.000 Samen tragen. Bei einer höheren Konzentration des Hypoglycins A ist es möglich, dass im Freien gehaltene Pferde auch bei geringen Mengen gefressener Samen eine toxische Dosis aufnehmen können. Die Ursache für das Auftreten oder die endemische atypische Myopathie ist noch zu bestimmen. Diese Krankheit wurde bereits in der Literatur in den 1980er- Jahren beschrieben. Die Anzahl der gemeldeten Fälle hat jedoch in den letzten 15 Jahren zugenommen. Dieser Anstieg könnte das Ergebnis einer Veränderung der Umweltbedingungen sein, die sich förderlich auf eine vermehrte Produktion des Toxins auswirken könnte. Forschungen zeigen, dass ­klimatische Bedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit, Wind, Kälte usw.) bei der Entstehung von klinischen Serien eine wichtige Rolle spielen [2, 5].

Erklärungen für den Ausbruch der Krankheit

// Wiederaneignung des Landes durch Pferdebesitzer (vermehrte Nutzung von Weiden entlang des Waldes)

// Größere Densität von Ahorn und/oder dessen Verbreitung über die Zeit

// Erhöhte Produktion von Samen als ­Reaktion auf die sich ändernden klimatischen Bedingungen der letzten Jahre

// Frühzeitige und/oder bedeutendere Stürme, die die Samen während einer Phase der Reife niederschlagen, in der sie toxisch sind

// Beeinträchtigter Rhythmus der Reifung/Dormanz der Samen (mit einer Variation des Grades der damit verbundenen Toxi­zität) durch Wetterbedingungen in den letzten Jahren

// Möglicherweise erhöhte Anfälligkeit der Pferde nach einer Änderung von Mana­gement- und / oder Verwendung (mehr Freizeitpferde als Arbeitspferde)
(nach Dominique Votion)

Symptome

Myopathie wird bei einem Pferd vermutet, das die meiste Zeit auf einer Weide gehalten wird, auf der Ahornsamen vorkommen. Achtung: Auch wenn kein Bergahorn auf der Weide vorkommt, kann eine Vergiftung nicht ausgeschlossen werden. Der Wind kann den Samen des Bergahorns manchmal weit transportieren.


Hämaturie kann durch Zentrifugieren oder einfach durch stehende Urin (Senkung der rote Blutkörperchen) diagnostiziert werden. Myoglobinurie kann von Hämoglobinurie durch die Beobachtung des Plasmas oder Serums in den sedimentierten Blutröhrchen unterschieden werden: der Überstand ist klar im Fall einer Myoglobinurie und bunt bei einer Hämoglobinurie.

Folgende Symptome weisen auf eine Myopathie hin:

// Auf der Weide ist Ahornsamen zu finden. Das Pferd zeigt Depression, Schwäche, Steifheit, Beeinträchtigungen oder möchte sich ungern bewegen

// Das Pferd wird liegend auf der Wiese gefunden und zeigt Schwierigkeiten beim Aufstehen oder ist sogar unfähig zu stehen

// Muskelzittern, lokales oder generalisiertes Schwitzen, Myoglubinurie, Dyspnoe (meistens exspiratorisch und verschlimmert sich, wenn der Patient sich verschlechtert)

// Schleimhautkongestion

// Das Pferd will weiter fressen

// Die Blase ist gefüllt

// Hypothermie (manchmal sehr schwer, wenn es auftritt). Sowohl normale Temperatur als auch erhöhte Temperatur sind festzustellen

// Dysphagie, die mitunter zu einer Schlundverstopfung führen kann
Diese Anzeichen kommen jedoch nicht unbedingt alle vor.

Diagnose

Bei einer Untersuchung vor Ort stützt sich die Diagnose meistens auf den Vorbericht und die Symptome. Eine CK-Bestimmung wird den Verdacht bestätigen können. Die Muskelenzymaktivitäten der betroffenen Tiere sind bis zu tausendfach höher gegenüber dem Normalwert. Rotbrauner Urin ist typisch für eine Muskelerkrankung, aber nicht pathognomonisch. Durch die Bestimmung des Abbauproduktes MCPA im ­Serum oder im Harn kann die Aufnahme von Hypoglycin A (Screening – Labor Hannover) bestätigt werden [6].

Therapie

Ziele der Therapie sind [7]:

// die Muskelzellzerstörung zu hemmen,

// die Wiederherstellung einer ausreichen­den Hydratation,

// die Korrektur der Störungen des Säure-Basen-Elektrolythaushalts,

// die Lieferung nutzbarer Energie für die kranken Zellen,

// die Unterstützung der Ausscheidung der Toxine,

// die Unterstützung der Funktion der ­Mitochondrien, in manchen Fällen Schmerzkontrolle.

Entzündungshemmer, Analgetika, Antibiotika und Muskelrelaxantien sind in der Regel nicht zu empfehlen. Das Muskelrelaxans verstärkt den Schwächezustand und einige (wie Acepromazin) verschlechtern die Hypovolämie. Sollte das Pferd allerdings zu hektisch sein und die Hydratation ist ausreichend, kann Acepromazin verabreicht werden (bitte beachten Sie die Arzneimittelregeln). Das Muskelrelaxans verbessert die Muskeldurchblutung, hat eine antioxydantische Wirkung und einen entzündungshemmenden Effekt (in vitro). Analgetika und Entzündungshemmer werden nicht routinemäßig eingesetzt, da sie der Nierenfunktion schaden. Obwohl bei den meisten Pferden Hypokalzämie auftritt, ist die Verabreichung von Kalzium nicht zu empfehlen, da der Herzmuskel oft vom Krankheitsprozess betroffen ist. Insofern ein Arzneimittel intramuskulär verabreicht wird, sollte dieses in die lange Sitzbeinmuskulatur injiziert werden, da diese durch die Krankheit minder betroffen ist.

Seit 2004 bittet die AMAG – Atypical Myo­pathy Alert Group der Universität Lüttich (Belgien) um Meldung bei Auftreten der atypischen Weidemyopathie. Diese ­Datensammlung ermöglicht es der AMAG, nach den Zusammenhängen und Ursachen dieser Krankheit zu forschen.

Ziele der Forschung

Identifizierung der umweltbedingten Ursachen, die für die Ausbreitung der Erkrankung verantwortlich sind:   

// Definition der Bedingungen, die für die Toxizität des Samens des Bergahorns (oder anderer Bäume) Voraussetzung sind. Dieses Ziel erfordert das Wissen über folgende Parameter:
-Definition der Interaktion zwischen Klima, Biotop und den Fällen der Ausbreitung
-Die Validierung der Dosierung des Hypoglycin A in den organischen Proben
-Bestimmung der Bedingungen (Hitze, Kälte, Feuchtigkeit usw.), die die Toxizität des Samens des Bergahorns begünstigen

// Definition des Weidemanagements im Hinblick auf eine Verhütung der Vergiftungsgefahr

Stärkung des Überwachungs- und Meldesystems für Professionelle aus der Pferdebranche

// Information der verschiedenen Akteure aus den Branchen rund um den Pferdeberuf über Krankheit und Präventionsmethoden

// Prävention durch eine Risikoskala, der die Toxizitätsbedingungen der Samen zugrunde liegen und nicht wie bis dato aufgrund beobachteter Fälle (aktuelles Alarmsystem)

Verbesserung des Fallmanagements durch eine bessere Diagnose und bessere Beurteilung der Prognose; Entwicklung vorbeugender und heilender Maßnahmen aufgrund der Pathogenese der Krankheit

Verbesserte Diagnose und Prognose durch:

// Validierung der Dosierung der toxischen Metaboliten (MCPA) im Blut

// Validierung von Blutmarkern im Hinblick auf eine Überlebensprognose

// Vorbeugung des Vergiftungsrisikos durch die Entwicklung von Futtermitteln, die die Wirkung des Toxins hemmen (Impfstoffansatz)

// Verbesserung des Fallmanagements durch ein besseres Verständnis der Krankheit

// Entwicklung eines Gegengifts

take home

Auch wenn die atypische Weidemyopathie mittlerweile eher erkannt wird als noch vor einigen Jahren und durch das therapeutische Management aufgrund der besseren Kenntnisse mehr Tiere als zuvor überleben, bleibt es dringend notwendig, dass international Meldungen stattfinden."
Wo ich bin, ist das Chaos, aber ich kann nicht überall sein.
Hauptsache hier: http://www.weltbestespony.jimdo.com

Offline molly

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Re: Atypische Weidemyopathie
« Antwort #14 am: 29. Oktober 2014, 20:59:35 »
 :offtopic: Jetzt weiß ich auch wie Du mich noch überholt hast in der Monatswertung , Kerha  ;) :offtopic:
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin .