Wir alle kennen die Situation! Da sieht das Pferd irgendwelche "Gespenster" und mach einen riesigen Zampano um nix. Das kann ein Gartenstuhl
(der da sonst nicht steht ) neben dem Reitplatz sein, oder auch ein komisch gefärbtes Blatt am Wegesrand.
Früher habe ich dem Pferd die "Gefahr" gezeigt. Bin da extra hin und habe die Gefahrenquelle berührt. Dem Zossen gut zugeredet.
Dafür habe ich vor etlichen Jahrn auch viel Mecker bekommen! Damit würde ich die "Gefahr" ja nur noch größer reden. Das Pferd bestärken, daß da wirklich was gaaaaanz gruseliges ist. Da habe ich auch erstmal dumm geguckt! Ja was soll man denn sonst tun? Ich fand die Ansage dämlich! Und jetzt meine ich nicht die Situationen, wo man selber zuerst Streß hat und das aufs Pferd überträgt! Sondern Dinge, die man selber wirklich als völlig ungefährlich erkannt hat und man eigentlich total tiefenentspannt ist. Weil man eben genau weiß, daß der Gartenstuhl gleich
NICHT plötzlich aufstehen und davon laufen wird.
Aber ich bekam den Ratschlag, einfach nix zu tun. Einfach weiter zu machen, mit dem was ich sowieso gerade vor hätte. Dem Pferd bitte signalisieren: "Du regst Dich da gerade völlig sinnlos auf, ich habe schon längst erkannt, daß da nix iss und mit mir zusammen kannst Du da vorbei!"
Ich erinner mich noch genau, daß ich in dem Moment reichlich säuerlich geguckt haben muss und im Stillen gedacht habe: "Alte, Du kannz mich mal! Datt iss abba sowatt von Quatsch!"
Aber nur versuch macht kluch - und tatsächlich klappt die "einfach-ignorieren" Taktik in vielen Fällen. Nicht immer - das muß ich auch zugeben! Aber eben doch oft. Letztens noch! Da waren wir in der Reithalle unterwegs und draußen versuchte jemand lautstark sein Pferd in den Hänger zu bugsieren. Das Pferd rappelte die Rampe ständig rauf und runter, es wurde laut geschimpft und ich hörte auch Schläge. Akando riß den Kopp hoch und ich konnte seinen Herzschlag durch den Sattel fühlen, er war zu 100% im Streß- und Fluchtmodus!
Mein erster Reflex war anhalten. Abwarten, dem Pferd Zeit geben, die Situation selber einzuschätzen und zu erkennen, daß er ja gar nicht gemeint war. Aber dann bin ich einfach meine Lektionen weiter geritten. Jaaaa, die ersten 2 - 3 Zirkel ist er immer deutlich dem Lärm und Palaver von draußen ausgewichen, aber so nach der 4. Runde entspannte er sich tatsächlich wieder und er konnte den Radau da draußen dann doch aushalten.
Das ist das Einzige "Du mußt da drüber hinweg reiten" was ich für mich persönlich akzeptieren kann.