Bei mir war am Montag ein neuer Pferdezahnarzt, da Dr. Fernandez ja nur noch Chiropraktik macht....und der Neue musste auch ganz schön ran beim ersten mal
Ich wusste das mein Ponymann ein paar Haken hatte die weg mussten, und mein Opi hatte die Schneidezähne verändert, da wollte ich dann doch mal einen Fachmann ranlassen (obwohl meine Haustierärztin meinte "Na mit 25 Jahren dürfen die auch schonmal so aussehen, das stört den aber nicht, der wird die jetzt eh nach und nach verlieren")
Herr Grousson (Alain Grousson
http://www.gesunder-pferdezahn.de/html/alain_grousson.html) war am Telefon bereits sehr nett, was mir die Entscheidung noch einfacher gemacht hatte, mich für ihn zu entscheiden. Vor allem sein französicher Akzent hat es mir angetan
Da ich das Schlimmste zuerst von der Backe haben wollte, hab ich meinen 25jährigen Opi als erstes rangekarrt,
in weiser Voraussicht, da ich beim 3. Pferd eh nur noch Pudding in den Armen haben würde...
Ich muss dazu sagen, ich habe das Riesenbaby nun schon über 12 Jahre, aber wenn diese 600 KG sagen "wir gehen jetzt", dann gehen wir auch....meistens zumindest
In der Vergangenheit waren die Zahnarztbehandlungen mit diesem Pferd alles andere als entspannt, und ich war danach jedesmal triefend nassgeschwitzt...die Tierärzte übrigens auch
und das, obwohl immer einmal nachsediert werden musste....
Nunja, ich holte also das Baby zuerst und stellte ihn in die Box, die für diesen Tag das Behandlungszimmer war.
Der Doc sah sich die Zähne an...und staunte
Die Aussage meiner TÄ ließ ihn noch mehr staunen (wie mich ja auch) und er sagte "wenn Sie einen lockeren Zahn haben, lassen sie ihn auch drin, bis er von allein rausfällt?? Tut der nicht bei jedem Bissen weh?"..natürlich leuchtet das ein, deshalb war ja auch ER hier, und nicht sie
Da ein Zahn im oberen Vordergebiss locker war und einer im unteren, musste er leider bevor er das Maulgatter nutzen konnte, die Zähne ziehen....
da hatte ich immer Angst vor.
Er sedierte das Pferd nur mit einer 200 KG-Dosis, und meinte das reicht
ich fand das lustig, und sagte ihm er soll schon mal ne neue Spritze aufziehen...
Nach einiger Zeit des wartens, zog er die Oberlippe des Pferdes hoch, setzte die Zange am oberen Zahn an, und zog....klack, da war er schon raus
Dann drückte er die Unterlippe runter, setzte die Zange am unteren Zahn an, und zog....Klack, da war auch der raus
Natürlich kam etwas Blut, aber das spülte der Doc alles fein säuberlich raus und ließ dem Pferd eine kleine Pause...
Dann zog er das Maulgatter drauf, schnallte sich seinen Gürtel um an dem das Akkugerät und die verschiedenen Bohraufsätze hingen, und sagte "lass das Halfter los, halt nur den Strick locker in der Hand, den Rest mach ich"...das war ich ja nun gar nicht gewohnt.
Die Maschine ging an, und er legte los.
Er schliff............................................................................und schliff.........................und schliff.....................und schliff....................hm...langsam wurde ich skeptisch, aber das Baby stand
er wechselte nur kurz den Aufsatz und schliff weiter.......
Nach einer gefühlten Ewigkeit, war auch das erledigt. Er tastete jeden Zahn einzeln ab und sagte "So, nur noch die Schneidezähne kürzen, dann ist er fertig".
Ok, das mit dem Schneidezähne kürzen, ging nicht ganz so easy, weil das wohl sehr unangenehm ist. Aber er ließ sich überhaupt nicht vom unfreundlichen rempelnden Pferd beeindrucken, und schnitt mit dem Gerät einfach weiter...
Ja, und dann war er fertig!! Ich muss zugeben, ich hab mich ein bischen geschämt, weil ich vorher sehr hochmütig sagte, er soll schon mal die Nachsedierung aufziehen.....
Nach einer Trinkpause, holte ich dann das Pony, von dem ich wusste, das er KEINE Sedierung benötigte...
Aber auch hier machte der Doc eine erstaunliche Entdeckung.
"Wie alt ist das Pony?"
"18"
"Wie alt?"
"18!!" schweigen.....
Dann seine nächste Frage "ist er maulig beim reiten"?
Ich "Ja war er mal, er hat sich ständig verworfen, obwohl ich eine sehr ruhige Hand habe". Seit ich gebisslos reite (seit 2,5 Jahren) macht er das nicht mehr...eigentlich seit genau diesem Tag nicht mehr".
Dann fragte er wieviele verschiedene TÄ denn schon die Zähne von meinem Pony gemacht hätten...ich zählte durch und kam auf 3..."Und niemand hat was gesagt`"? fragte er??
So langsam bekam ich Angst, denn erst seit letztem Herbst hatte ich nach 15 Jahren die ich das Pony bereits habe, die Diagnose PSSM bekommen, und das nur durch einen Zufall (Gendefekt, das Pferd kann Zucker und Stärke nicht verstoffwechseln und speichert diese ein. Dadurch Abmagerung und Muskel- Bewegungsprobleme etc. pp).
Ich dachte, na toll die nächste Hiobsbotschaft
Aber er lächtelte und sagte, "wenn ich das jetzt hier mache, können sie wieder mit Gebiss reiten"
Und dann zeigte er mir alles und erklärte haarklein..."Wissen Sie was ein Hengstzahn ist? (natürlich wusste ich das)
Schauen sie mal hier rechts oben, das ist der Hengstzahn rechts. Und schauen Sie mal hier links oben, das ist der....ups, da ist ja gar nix"
ein bischen kam ich mir veräppelt vor, aber der Doc hatte Spaß
Er zeigte mir eine von Haut überzogene Beule, ließ sie mich anfassen und sagte "das ist der linke obere Hengstzahn, der nie durch die Haut gedrungen ist. Der übt mit Gebiss immer Druck aus, weshalb er sich auch verworfen hat, und ohne Gebiss natürlich nicht mehr. Den lege ich frei mit dem Skalpell und die Haut wird sich von alleinzurückbilden. Dann wird er keine Schmerzen mehr haben"!!!
Und dann überkamen mich alle Gewissensbisse, die ich 15 Jahre lang nicht hatte
Was soll ich sagen, ich war erschrocken, sauer, traurig...einfach alles zugleich, aber ändert konnt ich jetzt auch nichts mehr. Der Doc betäubte nur lokal, und schnitt in ein paar Sekunden den Zahn frei und siehe da, der war ganz schön spitz
Der Traber, der danach dran war ist nicht erwähnenswert...der hatte nämlich nichts
Trotzdem hat der Doc ihn kurz geschliffen, aber das war kostenlos
Alles in allem, ein aufregender und lehrreicher Tag für mich. Frau lernt doch nie aus