Ich war gestern da. Leider habe ich es erst um 19 Uhr geschafft und somit das Schallschutz-Gutachten verpaßt. Dann gab es aber auch noch ein archäologisches Gutachten, ein geohydrologisches
(Grundwassergefährdung) Gutachten, das visuelle Gutaten und das Artenschutz Gutachten. Alle Gutachten wurden von ABO-Wind beauftragt und bezahlt. Nach jedem Gutachten wurde den Bürgern Zeit für Fragen eingeräumt. Es waren wieder die üblichen Verdächtigen vor Ort: mehrere Vertreter von dem Betreiber der Windenergieanlagen ABO-Wind, der Bürgermeister von Kranenburg und der Forstamtsleiter.
Es gab einen "Moderator"
(von ABO-Wind ) der mit Mikrofon zwischen Bürgern und den Befürwortern der Windkraftanlagen hin und her gesprungen ist.
Ergebnis Schallschutzgutachten: alles tutti - gesetzliche Grenzwerte werden eingehalten
(50dba tagsüber und 45dba nachts, wenn ich das jetzt noch richtig im Kopf habe)! Einwände der Bürger bezüglich
Infraschall wurden vom Tisch gebügelt. Da gäbe es keine gesetzlichen Vorgaben. Die Frage der holländischen Nachbarn nach den holländischen Grenzwerten
(die lt. den anwesenden Bürgern niedriger ist als in Deutschland!) blieb auch unbeantwortet im Raum stehen.
Archäologisches Gutachten: alles tutti - alle gesetzlichen Vorgaben werden eingehalten! Es werden archäologische Artefakte im Baugebiet vermutet, allerdings wird sich beim Bau an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten werden. Dazu gab es keine Fragen seitens der Bürger.
Geohydrologisches Gutachten: alles tutti - alle gesetzlichen Vorgaben werden eingehalten! Da die Windräder auf Hügeln gebaut werden, ist auch das niedrigste Fundament immer noch 3m über dem Grundwasserspiegel. Außerdem gibt es Auffangwannen und sowieso nur ein minimales Restrisiko bei Normalbetrieb. Einer der Bürger sprach dann allerdings den nicht-Normalbetrieb an
(Brandfall, so wie vor kurzem am Lindchen in Uedem). Dazu gab es keine weiteren Auskünfte. Auch die Tatsache, daß sich in
JEDEM EINZELNEN Windrad 1.200 Liter Öl befinden wurde von einem kundigen Bürger genannt, nicht von ABO-Wind.
Visuelles Gutachten: alles tutti - sieht doch gar nicht so groß aus! Hierzu wurden Landschaftsfotos mit einem Bildbearbeitungsprogramm aufgerüscht. Es wurden die Windräder in reale Fotos herein retuschiert. Damit man sich mal vorstellen kann, wie die Windräder später in der Landschaft aussehen. Hierzu gab es die ersten wirklich emotionalen Beiträge der Bürger und Gegner. Haupt-Angriffspunkt war wohl die Darstellung durch ABO-Wind. Es wurden Fotos aus Griethausen gezeigt. Für alle Ortsunkundigen, Griethausen liegt ca. 20km Luftlinie entfernt von dem Windpark! Auf diesen Fotos konnte man die Windkraftanlagen nicht sehen. Naja, ich bin mir sicher, von Köln aus kann man die auch nicht sehen! Dagegen gab es nur Fotos von einer einzigen Ortschaft
(Ven Zelderheide auf holl. Seite direkt am Reichswald) mit direktem Blick auf die Industrieanlagen. Dann noch einen dritten Schwung Fotos von einem Ort an der entgegengesetzten Seite des Reichswaldes, wo wirklich nur die Spitzen der Turbinen erkennbar waren. An einem sehr trüben Tag. Es gibt ähnliche Fotos, die von der Organisation "Gegenwind" erstellt wurden, die in meinen Augen sehr viel realistischer sind. Allerdings auch sehr viel erschreckender!!! Es meldete sich auch noch ein Fotograf zu Wort, der auch noch einmal
(aus fachlicher Sicht) die von ABO-Wind bearbeiteten Fotos kritisierte.
Artenschutz Gutachten: alles tutti - keine Probleme zu erwarten! Es gibt zwar eine sehr lange Liste von Tierarten, die wohl Windkraftanlagen-empfindlich sind
(der Herr von ABO-Wind hatte dafür einen netten Fachbegriff, den ich leider vergessen habe), aber die betrifft das ja alles gar nicht. Der Schlafplatz von diversen Gänsen ist nur 500m Luftlinie von den Turbinen entfernt. Aber das würde die Gänse nicht stören. Da würden die gesetzlichen Grenzwerte von 45dba Nachts ja auch schließlich eingehalten. Auch Bussarde, Falken, Nattern und Fledermäuse wurden in großen Mengen in unmittelbarer Nähe gezählt/nachgewiesen. Aber keiner dieser Tierarten jagd/brütet/lebt so nah an den geplanten Standorten, daß es zu Konflikten käme. Naja... und Bussarde suchen sich ja eh jedes Jahr einen neuen Horst...
Auch zu dem letzten Gutachten kamen wieder sehr emotioanle Beiträge der Bürger. Aber auch einige fachlich sehr interessante Wortmeldungen! Z.B. hat sich ein anerkannte Vogelkundler zu Wort gemeldet, der von ABO-Wind um Mithilfe bei dem Gutachten geben wurde. Das hätte er auch getan und diverse Sichtungen an den Gutachter durch gegeben. Diese Sichtungen wären in dem endgültigen Gutachten nicht erwähnt worden und er würde es bitter bereuen, bei diesem Gutachten mitgeholfen zu haben!
Entsprechend schnell kochten die Wortmeldungen hoch, aber der Moderator grätschte rhetorisch-geschickt immer wieder dazwischen und ließ nur sachliche Fragen zu den Gutachten zu. Einerseits verständlich und auch hilfreich, aber teilweise auch auffällig einseitig, im Sinne der Windkraftbetreiber. Das war mein persönlicher Eindruck!
Die Veranstaltung war gegen 22 Uhr zu Ende. Mit dem Ergebnis - alles tutti...