Während für Elke weiterhin ein gutes zu Hause gesucht wird, konnte ich gestern für ein anderes kleines Weihnachtswunder sorgen: manchmal gibt es eben
DOCH ein Happy-End!
Am 2. Weihnachtstag
(recht spät Abens) erreicht mich der "Notruf" einer Freundin. Ihr Bruder hätte beim Spaziergang mit seinen Hunden eine kleine Katze mitten im Niemandsland gefunden. Er könne diese nicht bei sich behalten und auch meine Freundin hat Hunde, die nicht Katzen-kompatibel sind. Kein Thema, ich habe gerade Platz, bringt mir das Katzenkind doch gleich!
Kurz darauf stand meine Freundin
(recht kleinlaut) vor der Haustüre, in der Hand ein Transportkörbchen. Also.. ihr Bruder hätte sich da nicht soooo klar ausgedrückt, mit "klein" habe er dann doch wohl eher "grottenmager" gemeint, nicht jung... Egal, jetzt war das Notfellchen einmal da, also ab ins Katzenzimmer und erst mal genau nachschauen. Langsam steigt ein ausgewachsener Kater
(kastriert, Sonderlackierung) aus dem Transportkorb und schleppt sich mühsam zum Futter. Er war freundlich, schnurrte auch gleich, aber man konnte jeden einzelnen Wirbel fühlen, die Schulterblätter standen aus dem struppigen Fell heraus. Er hatte in einem Graben gelegen und nur leise gejammert, als der Bruder ihn fand. Er konnte ihn mühelos auf dem Arm zurück ins Dorf tragen, an einer Bundesstraße entlang, über eine Ampel, seine Hunde dabei auch noch an der Leine.
Ich mußte dem armen Kerl das Naßfutter dosiert anbieten, ich glaube, er hätte sonst gefressen bis der Magen gerissen wäre! Sein Alter war schwer zu schätzen, er sah - wegen der schweren Unterernährung - aus, als ob er schon einhundertundzwölf Jahre alt wäre, die Zähne dagegen sahen aber noch gar nicht nach soooo alt aus. Wir beschlossen, dem armen Kerl etwas Ruhe zu gönnen und am nächsten Tag - bei Tageslicht - Fotos zu machen, mit denen wir im Internet nach seinen Besitzern suchen könnten.
Gestern bewegte sich der arme Kater immer noch sehr behäbig und er hatte einen regelrechten Kugelbauch von dem vielen Futter, daß er ständig in sich reinschaufelte. Er muss in seinen besseren Zeiten mal ein majestätisches Tier gewesen sein!
Außer den Fotos besorgte ich mir auch noch ein Chip-Lesegerät. Alle Katzen, bei deren Fund ich bisher beteiligt war, hatten keinen Chip, deshalb hatte ich auch in diesem Fall wenig Hoffnung. Aber bitte, wir probieren doch alles aus! Umso erstaunter war ich, als das Gerät eine 15-stellige Nummer anzeige. Leck-die-Täsch! So sieht das also aus, wenn das Gerät einen Chip findet? Spannend!!!
Total aufgeregt schmiß ich den Laptop an und gab die Chip-Nummer bei Tasso ein. Kein Treffer. Wie frustrierend!!! Und leise meldete sich wieder das Stimmchen, das seit auftauchen des Katers murmelte, daß er bestimmt doch ausgesetzt wäre...
Aber die Tasso Webseite empfahl, bei "kein Treffer" noch einmal die Nummer zu überprüfen,
ODER aber auf einer internationalen Plattform zu versuchen. Oha? Und tatsächlich gab es dieses mal einen Treffer!!! Die Chip-Nummer von dem mausgrauen Kater war am 01.10.2014 bei Stichting Chip in Holland registriert, hurra! Sofort schrieb ich denen eine E-mail mit meinen Kontaktdaten und schickte auch direkt die Fotos mit. Das war so gegen 12:30 Uhr. Da auf der Webseite "normale" Bürozeiten angegeben waren, rechnete ich eigentlich nicht mit einer Antwort an einem Sonntag...
Aber kaum zwei Stunden später hatte ich eine Nachricht auf meinem AB, von dieser Stichting, daß sie Kontakt mit den Besitzern von dem Kater aufgenommen hätten und diese mich unbedingt sofort erreichen wollten, ich möge bitte dringend anrufen! Leider war ich aber nicht zu Hause und so riefen mich die Besitzer später direkt auf meinem Mobiltelefon an
(ich hatte sämtliche Infos in meiner e-mail angegeben).
Später am Abend kamen die holländischen Besitzer des Kater vorbei. Sie kämpfte mit den Tränen, er bekam kaum ein Wort heraus. Völlig erschüttert nahmen sie das tapezierte Lattengestell auf den Arm und beschmusten ihn erst einmal ausgiebig. Er wäre schon 16 Jahre alt und eigentlich nur noch im Haus. Er wollte nur noch ganz selten raus. Aber vor 2,5 Wochen wäre er von einem der seltenen Ausflügen nicht mehr nach Hause gekommen. Sie hätten eigentlich nicht mehr damit gerechnet, ihn lebend zurück zu bekommen. Sie wohnen in Wijchen
(30km Luftlinie vom Fundort entfernt) und keiner hat eine Ahnung, wie er bis nach Kranenburg gekommen ist.
Heilig Abend hätten sie mit der ganzen Familie beim Essen zusammen gesessen und eins der
(erwachsenen) Kinder hätte noch so gesagt, wie schön es wäre, wenn das Katerchen jetzt einfach vor der Türe stehen würde. Naja, hat ein kleines bisken Verspätung gegeben, aber so konnte ich den Weihnachtswunsch doch fast pünktlich erfüllen...