Tja, das ist schwierig zu beantworten. Ich musste mir schon 2003 von einer langjährigen Vollblutzüchterin sagen lassen (gebetsmühlenartig):"Jede Stute kann ohne vorherige Anzeichen fohlen!" und so ist es auch. Dieselbe Stute hatte 2012 am Tag der bevorstehenden Geburt einen recht starken Milchfluss und am Tag zuvor zeigten sich weiße Punkte an den Zitzen ab, die wohl noch durch ein Sekret verschlossen waren. Am Milchflusstag gegen 18.20 Uhr ging das Fruchtwasser ab und um 18.35 Uhr war die Kleine da. 2013 dasselbe Pferd: Ohne jegliches Anzeichen am Euter war plötzlich am nächsten Morgen das Baby da. Diese Stute hatte allerdings einige Wochen vor der jeweiligen Geburt mit kolikartigen Symptomen zu tun, wohl weil sich die Bänder, für sie schmerzhaft, dehnten. 2012 war die Scheide einige Tage vor der Geburt leicht geöffnet und Annie schubberte sich daran. 2013 nichts dergleichen. Klar, Du siehst an dem Bauch, dass er anders aussieht als bspw. im 8. Monat. Möglicherweise fällt auch der Bereich um die Schweifrübe herum ein und wird weich. Muss aber nicht. Also ich denke, dass es da keine verlässlichen Tipps gibt.
Ich habe meine Damen aus der Herde herausgenommen. Ich würde weniger an den Stromzaun denken als daran, dass eines der anderen Herdenmitglieder mit dem Geburtsvorgang und dann mit dem Kleinen nichts anfangen kann und stört bzw. dem Fohlen etwas tut. Vermutlich wird die Stute ihr Fohlen aber ohnehin nur in eine Herde hineingebären, in der sie sich sicher fühlt.
Meinen Stromzaun habe ich mit einer "Kindersicherung" in Höhe der unteren und mittleren Litze zu sichern versucht, also jeweils knapp unter der jeweiligen Litze und die verwendeten Bretter von innen angeschraubt, nicht von außen. Springt es dagegen, lösen sich die Bretter, wenn sie von außen angeschraubt worden sind, sehr schnell. Sind sie von innen befestigt, können sie je nach Wucht des Aufpralls schon mal brechen, sind aber nicht gleich futsch. Über kurz oder lang kommt Baby sowieso mit dem Strom in Berührung und das muss auch so sein.
Du wirst die junge Dame wahrscheinlich nur sorgfältig beobachten können (ich hoffe, Du hast Tagesfreizeit) , damit Dir kleine Veränderungen an ihr auffallen. Bei meinen habe ich zumeist spätestens am Tag vor der Geburt ein von mir so genanntes "Muttergesicht" gesehen. Kann ich schlecht beschreiben. Die Unterlippe hängt und das Pferd sieht aus als gucke es in sich hinein.
Dass Du die Telefonnummer eines Tierarztes parat hast, 2 Klistiere aus der Apotheke und Jodlösung für den kleinen Nabel, davon gehe ich aus. Auch eine elastische Binde kann gute Dienste tun, wenn damit die Schweifrübe umwickelt werden kann. Heubändchen sollten auch in der Nähe sein, um die Nachgeburt nach und nach hochzubinden, damit sich die Stute nicht irgendwann darauf tritt und sie sich evtl. aus dem Körper reißt. Ein Eimer sollte auch da sein, um darin die Nachgeburt aufzuheben, bis der Tierarzt sie auf Vollständigkeit geprüft hat. Der Tierarzt wird (nicht unmittelbar nach der Geburt - es sei denn, das Kleine wirkt als sei es nicht in Ordnung - ein paar kleine Piekser ins Pferd machen und eine große Flasche Hämolytan dalassen, das der Nachwuchs alle drei bis vier Tage bekommen sollte zur Stärkung des Immunsystems usw. Mir schießt gerade so viel durch den Kopf (die Erinnerungen halt), das ich hier nicht alles aufschreiben kann, weil ich im Büro bin. Wichtig ist noch: Wenn es ein Hengstfohlen sein sollte, bitte sofort eine Ladung von diesem Klistierzeug in den kleinen Popo "pusten". Bei Hengstfohlen soll das Darmpech oftmals sehr sehr fest sein und nur schwer abgehen, so dass man dem Kleinen sofort helfen sollte. Bei Mädchen geht es nach kurzer Zeit meist von selbst ab.
Was noch? Die Nabelschnur reißt fast immer an ihrer Sollbruchstelle ab, wenn die Stute kurz nach der Geburt (meistens) eben aufsteht. Und natürlich das Päckchen, in dem das Kleine drinsitzt, wenn es geboren wird, fix aufreißen, Mund und Nase von eventueller Flüssigkeit befreien, damit es schnell selbständig atmen kann. Naja, das weißt Du sicher alles selbst (bin nur gerade im Schreibrausch). Nicht vergessen, das Baby überall anzufassen (Öhrchen, Popo alles auch von innen und was sonst noch so dran ist am neuen Erdenbürger).
Das ist unglaublich spannend und schön, etwas das man nicht schnell vergisst oder gar nicht mehr. Was alles passieren könnte, daran sollte man nicht denken, wenngleich auch ich es mir immer wieder in den dunkelsten Farben ausmale. So, jetzt höre ich auf zu schreiben. Muss was tun. Gutes Gelingen wünscht Patricia